Samstag, 16. Januar 2010

Die geräumte Bürgermeisterei





Im Frühling geht es weiter.

Weitere Korrespondenz mit den Behörden






Sehr geehrter Herr Kaymakam,

Bezugnehmend auf unsere Stellungnahme, möchten wir Ihnen einen kurzen Bericht über den weiteren Verlauf geben.
Wie beschrieben, haben wir das Gebäude hergerichtet, die ersten Veranstaltungen und Aktionen fanden statt. Die kleine Dorfgalerie war in Betrieb und hat sich auch schon der ersten Besucher mit gutem Echo erfreut.

Da der Mietvertrag nach Prostest von einer Personengruppe aus dem Dorf von Ihrer Stelle aufgelöst wurde, fand die neuerliche Versteigerung am 16.9.2009 statt.
Da um Berichterstattung Ihrerseits ersucht wurde, haben wir ein Sitzungsprotokoll verfasst, welches wir Ihnen als Beilage zukommen lassen.

Von den etwa 30 Menschen, die im Dorf doch leben, sind viele von diesem Ergebnis betroffen.
Vor allem die im Dorf lebenden Frauen, haben sich über gemeinsame Aktivitäten gefreut.

Viele sind den wortgewaltigen Männern hier im Dorf nicht gewachsen. Da es bei Treffen und Versammlungen immer zu derartigen Ausschreitungen kommt, nehmen sie auch aktiv am Dorfleben nicht mehr teil.

Was die Menschen wirklich denken, das kann man dann von jedem in seinem Haus erfahren, wo er in Ruhe reden kann.

Für mich war diese Versammlung ein Grund mehr, weiter an der Entwicklung einer Dorfgemeinschaft zu arbeiten. Die Menschen sind hier alleine, ohne Hilfe nicht mehr in der Lage, aus den alten Konfliktmustern auszusteigen. Normale Umgangs und Kommunikationsformen sollten wieder gelernt werden damit jeder gehört und verstanden wird.

Diese gezielte Aktion DEPOT sollte kein weiteres Beispiel und keine neuerliche Bestätigung dafür sein, dass es in Sultaniye keine Gemeinsamkeit gibt.
Diesen Satz kann man von jedem Dorfbewohner hören. Wir – sollen dies endlich einsehen.

Offen gesagt das fällt uns schwer. Wir werden einen weiteren Versuch unternehmen.

Mit dem Projekt DEPOT – eine kleine Dorfgalerie sind wir im Moment obdachlos,
werden jedoch überlegen wie wir weiterarbeiten können.

Die Bestrebungen des Bürgermeisters als Gegenzug das alte Muhtarlik zu schleifen, möchten wir nicht unterstützen, da es eine weitere Provokation von einer Seite sein soll, die nichts zum Frieden im Dorf beiträgt.

Über Hilfe und Unterstützung von Ihrer Seite wären wir sehr dankbar,
mit der Bitte um Kenntnisnahme verbleiben wir,
Brigitta Edler Johanna Picker

PS: Wir haben mit der Münchner Reiseagentur Studiosus ein Übereinkommen getroffen, dass ab April 2010 Reisegruppen nach Sultaniye geschickt werden. Man ist an Dorfentwicklungsprojekten interessiert.
Ich möchte meiner Betroffenheit von all dem was in meiner näheren Umgebung, geschieht Ausdruck verleihen, wenn möglich in künstlerischer oder aktionistischer Form.
Meinem Anspruch „Der zunehmenden Kälte entgegenzuwirken, mit Liebe zu antworten, fällt mir oft gar nicht so leicht.
Ich ertappe mich manchmal, bei derartigen Vorkommnissen überhaupt nicht liebend zu empfinden, fühle mich wie betäubt, verstehe die Sprache nicht mehr, und so klamm heimlich im Hinterkopf macht sich meine Empörung breit.
.
Die Feiertage kommen, der dörfliche Friede kehrt unter den Menschen wieder ein, man hat uns gesagt und wiederum gezeigt, dass in Sultaniye nichts möglich ist. Die Leute sind bestätig und beruhigt. Lösungen nach dem alten Muster werden fortgesetzt. Die Feinde sind schnell festgestellt.
Wie schade es doch ist, dass sich alles so entwickelt hat, es war so schön, man hat sich schon auf die Arbeit gefreut, sagen mir die Frauen im Dorf. Ich hätte einfach mehr Geld bieten sollen…… wirklich??


25.9. 2009 Die Geschehnisse durchgekaut, langes Überlegen wie man den Übergang schaffen kann, komme ich zu dem Entschluss die Bilder in den Privathäusern aufzuhängen. Großteils haben sich die Dorfbewohner dazu bereit erklärt. Ein weiterer Schritt wäre eine Dorfpartnerschaft mit Österreich aufzubauen. Ja so in diese Richtung wird es wohl weitergehen. Ich brauche noch etwas Zeit um alles gut zu verarbeiten, als Ziel setze ich mir den Frühling diese Arbeit fortzusetzen.






Am 18. September findet die 2. Versteigerung statt.

Ich gehe zu Ali, er ist am Abend bei der Versteigerung da. . Er versteht noch immer nicht warum ich mir das antue.
WeiLs ich es einfach als meine Verantwortung ansehe, dort wo ich lebe ZU SEIN. Ich habe meine Ausdrucksform gewählt. Für mich hat Kunst immer unter die Menschen gehört, nicht nur in Galerien. Möchte ständig gute Künstler zur Mitarbeit einladen.

Fahr noch schnell zu Fatma Hanim vom Ilcimüdürlük, sie begrüßt mich herzlich, hat jedoch gleich Ängste, dass ich ihre Hilfe erwarte. Habe keine Anliegen, ich zeige auf, mache sichtbar was alles so unter den Teppich gekehrt wird. Einstweilen noch alleine, eine Gemeinschaft – Dorfgemeinschaft gibt es noch nicht.

PROTOKOLL

2. Versteigerung des alten Muhtarlik in Sultaniye
16.Spt. 2009 – 20.00Uhr
Anwesende: (Von Seiten der Antragsteller einer neuen Versteigerung): Selami Ücü – (Veli, Selamis Neffe ein 16 Jähriger), und Cavit Ücü ( während der Diskussion dazugekommen Hatice Ücü sowie Ümmet Ücü mit einem Stock bewaffnet)

Von den Befürwortern: Cetin Mermer der Bürgermeister, Metin Mermer, Mehmet Bayraktar, Halil Tektas Bürgermeister aus Arvalia, Yavuz Asici. Esat Bayraktar, Ali Dincer, (beim Palamut im Hintergrund Mehmet Bayraktar II und Gülistan Bayraktar. Jonas Jelken Besuch aus Österreich, er hat einige Jahre seiner Kindheit hier verbracht. Katharina Orban Besucherin aus Österreich Johanna Picker hier wohnhaft und Brigitta Edler.
Etwas entfernt bei den Häusern eine weitere kleine Gruppe von Frauen,
die die Versteigerung aus sicherer Entfernung mit verfolgen.
Cetin Mermer: Der Bürgermeister ergreift das Wort. Das a. M. wurde um 25 TL vermietet. Wer bietet mehr.
Selami: Fragt wer der Mieter sei.
Johanna P.: Erklärt, dass sie die Mieterin ist, jedoch die Arbeit mit ihre Mutter Brigitta Edler gemeinsam an diesem Dorfentwicklungs- und Kunstprojekt arbeitet.
Selami : bietet 26 TL.
Cetin M.: Fragt wer mehr bietet: Die Frage an Johanna, was sie dazu meint.
(Es kommen keine Reaktionen von den Anwesenden)
Johanna P: Wir steigern nicht mit. Johanna versucht unsere Anliegen zu erklären, das Wort wird ihr schnell abgeschnitten, darum ging es nicht das wären alte Vereinbarungen. Es geht darum schnell die neuen Vereinbarungen abzuklären. Das Objekt unverzüglich zu räumen, und die Frage unter welchen Bedingungen der Vertrag abgeschlossen wird.
Eine heftige Debatte entsteht, was möglich ist und was nicht wird schnell festgestellt,
dass das Objekt für die Dorfbewohner nutzbar sein muss, wird zurückgewiesen, die Möglichkeit, dass die Dorfbewohner hier ihre eigenen Produkte zum Verkauf anbieten könnten, wie das beabsichtigt ist wird als Unsinn abgetan. Cavit Ü. tut sich diesbezüglich besonders hervor.

Ali Dincer versucht nochmals zu erklären, dass das Gebäude, renoviert, und saniert wurde…es wurde ihm sofort das Wort von Cavit Ü. abgeschnitten mit den Worten,
SEN SUS, SEN KONUSMA,
Da die Stimmung sehr gespannt und aggressiv war, wollte der Bürgermeister Halil Tektas einlenken.
Auch ihm fiel man ins Wort und er wurde zurecht gewiesen, dass er hier nur geduldet sei und keinerlei Kommentare abzugeben hätte. Halil Tektas stand auf und verließ die Versammlung. (Er hat in seinem Auto den weiteren Verlauf der Versteigerung mitverfolgt).

Bei einer weiteren Wortmeldung von Metin B., wird dieser lautstark niedergebrüllt.
Die Gemüter erhitzen sich, die Männer gehen zum zweiten Mal aufeinander los.

Hatice Ü. kommt wohl durch das Gebrüll auf der Versammlung angelockt und hält dem Bürgermeister eine lange Rede und klärt ihn über seine Pflichten auf.
Nach einem längeren Monolog, wird ihr das Wort von ihrem Mann genommen.
Während der Versammlung wurde uns vom neuen Mieter mitgeteilt, dass wir hier zu Gast wären. Zwar Gäste denen auch alles zusteht wie den anderen, z. B. Strom Wasser etc. (Wir leben hier seit 1988)
Johanna stößt sich schon lange an dem Wort Touristen, das gewohnheitsgemäß immer wieder einmal für uns verwendet wird.
Sie, Johanna, möchte hier nicht als Tourist gesehen werden, sie hätte sich entschlossen hier zu leben, sie möchte sich hier zu Hause fühlen können.
Selami Ü.: Möchte die Sache beenden, das Objekt soll geräumt werden, morgen hätte er gerne den Vertrag, der auf ein Jahr abgeschlossen werden soll.

Bei der Einwendung eines Dorfbewohners, dass hier ja auch Mühe, Einsatz und Kosten entstanden sind, meint Selami Bey, gelassen, das wäre ein Problem zwischen dem Bürgermeister und den alten Mietern.

Wie wir in unserer Stellungnahme schon mitgeteilt haben, geht es bei kaum einen Konflikt im Dorf um die jeweilige Sache, es geh ums Sagen und wer die Macht hat.
Als Abschluss wurde uns noch von Selami Ü. sowie Cavit Ü. mitgeteilt, dass sie uns mögen, dass wir die Sache hier nicht falsch verstehen sollten, das hätte alles nichts mit uns zu tun.


Der Komik halber Auszüge von den Aussagen während der Versammlung:

Zum Thema Verständigung und demokratischen Umgang
Ali D. will etwas erklären
Cavit brüllt: „Sus, Du redest nichts“ ,
Ali: „Bin ich kein Mensch“
Cavit noch lauteres Gebrüll: „ Du sei still.“
Das wiederholt sich bis die Männer aufstehen und aufeinander losgehen.

Metin A…… nicht zum Wiedergeben.
Cavit: „Sei still, Sus, wer bist denn Du hier schon.
Metin: „Sen sus, es ist offensichtlich, dass deine Scheisse überall herausrinnt…

Wieder Wortwechsel, bis die Männer aufeinander losgehen … werden von den anderen zurückgehalten.

Nach einem Redeschwall von Hatice, wird sie von ihrem Mann zurechtgewiesen:
„Sus, wir haben jetzt genug gehört von Dir.“ Frau schweigt.

Ausländer und Integration:
Selami Ü.: „Wenn ich gefragt werde, wem dieses Haus da oben gehört, dann sage ich den Fremden, oder den Österreichern, den Touristen“.

Johanna erklärt, dass sie das kränkt, wenn sie nach über 20 Jahren hier sein, immer noch „Tourist“ genannt wird.

Selami Ü.: Ich kann es mir auch nicht aussuchen wie ich von den Leuten genannt werde. Wenn es dir nicht passt, musst du die türkische Staatsbürgerschaft annehmen und deinen Namen auf Ayse oder Fatma ändern. Das wird aber auch nichts nützen, denn mit Sicherheit wirst du nie eine von hier sein.

Mimik, Gesten, Stimmungen, das Daherkommen eines jungen Menschen mit einem Stock in der Hand in dem Moment wo sich die Gemüter erhitzen….. lassen sich hier schwer wiedergeben.
(Ein Problem, das wir auch hier gut kennen. Seit Jahren arbeiten wir gegen Fremdenfeindlichkeit, Integration und Völkerverständigung zwischen Österreich Türkei. Wir organisieren da und dort Kunstprojekte. ( 2004 TON:on:TON) diverse Ausstellungen in der Adnan Franko Galerie, in Linz, Steyrermühl, Sarajevo)…etc..

Mehmet, erster Berater des Bürgermeisters, empört über das heutige Geschehen brüllt „Das sind ja Kommunisten!“.
Cetin der Bürgermeister: weist ihn liebevoll zurecht, nein, du meinst Faschisten.

Freitag, 15. Januar 2010

Die Korrespondenz mit den Behörden




Sultaniye Köyü Muhtarligina

Sultaniye halkindan bir grup vatandasin ortak imzali Kaymakamligimiza verdikleri eski jöy odasinin ihalesinin usulüne uygun yapilmadan kiraya verikdigi hakkindaki 13.8.2009 tarihili dilekcesindeki iddialar üzerine Kaymakamligimizca görevlendirilen inceleme mumuru tarafindan incelenmis, hazirlanan inceleme raporunda; „ihale sürecinde yanlisliklar yapildigi „ bildirilmistir.

Söz konusu ihalenin iptali ile yeniden usulüne uygun olarak ihalesinin yapilkarak sonocundan Kaymakamligimiza bilgi verilmesini rica ederim.
Aziz INCI Kaymakam

In diesem Schreiben wird uns mitgeteilt, daß eine Gruppe der Dorfbewohner die Vermietung der alten Bürgermeisterei angefochten haben, da ihnen nichts mitgeteilt wurde. Vom Kaymakamlik (Bezirkshauptmannschaft) wurde der erste Mietvertrag für ungültig erklärt und eine 2. Versteigerung angeordnet.


Unsere Antwort: am 12. 9. 2009


Sehr geehrter H. Kamyakam !

Seit 1986 hält sich unsere Familie in Sultaniye auf.
Wir haben hier seit Jahren Fuß gefasst. Die liebevolle und respektvolle Aufnahme der Dorfbewohner war mit auch ausschlaggebend, dass wir die Absicht haben hier ständig zu leben.
Wir wollen hier nicht als Touristen gelten, wir möchten hier am Dorfgeschehen aktiv teilnehmen. Unsere Aktivitäten und Kontakte im Ausland, sollen letztlich auch den Menschen hier zugute kommen.
Die Möglichkeit einen uns fremden Kulturkreis kennen zu lernen, ist uns sehr viel wert. wir respektieren das Leben der Menschen hier, ihre Lebensart, die Art zu denken und zu handeln.
Das Weggehen der alt eingesessenen Dorfbewohner, wird seit Jahren mehr und mehr spürbar, durch den Verlust einer gewachsenen Struktur, nimmt die Entwicklung hier Formen an, die die gewohnte Dorfstruktur nicht mehr aufkommen lässt. Streitigkeiten, wie sie immer stattfanden können nicht mehr geklärt werden.

Diese Entwicklung kennen wir auch in Europa, wohin dieser Weg führt wissen wir auch. In den letzten Jahren wird auf vielen Ebenen gegengesteuert. Die Förderung und Unterstützung von Dorfgemeinschaften ist wieder wichtig geworden, die Lebensqualität der Menschen untereinander hat wieder Vorrang.
In Sultaniye leben Menschen ständig hier, andere, halten sich nur Wochenendweise auf, oder sind nur zu den Erntezeiten hier. Die Unterschiede sind an den Bedürfnissen und materiellen Möglichkeiten klar erkennbar.

Für uns, die wir ständig hier leben, gibt es im Dorf Prioritäten.
Wir möchten, durch die Anzeige aufgefordert die Gelegenheit wahrnehmen uns wichtig erscheinende Angelegenheiten aufzuzeigen und damit zu erklären wofür wir das
„alte Muhtarlik“ angemietet haben.

Punkt 1: Das Dorfwasser

Seit wir in Sultaniye leben, war das Dorfwasser, das heißt die Dorfquelle, Zentrum der Dorfbewohner. Es werden hier sämtliche Tiere getränkt, Die Dorfbewohner holen trotz der Wasserleitung ihr Trinkwasser vom Dorfbrunnen. Die Bekanntheit, der guten Wasserqualität veranlasst viele Menschen aus anderen Dörfern sich hier Trinkwasser zu besorgen. Nicht zuletzt werden die anliegenden Gärten der Dorfbewohner damit bewässert.
Der sorglose Umgang mit dem Quellursprung ist uns seit geraumer Zeit große Sorge. Es wird weder die Umgebung der Dorfquelle sauber gehalten, noch der Brunnen selbst. Es wird auch nicht bedacht, was die Entfernung des direkt beim Quellursprung befindlichen Felsens zur Folge haben kann. Die Wichtigkeit dieser Quelle, wird kaum bedacht.

Punkt 2: Das Müllproblem

Jahrelang war die Müllhalde des Dorfes direkt beim Dorfeingang hinter der Ortstafel den Hang hinunter. Was man dort nicht unterbringen konnte wurde in einem kleinen Kiefernwäldchen einige Meter von der Hauptstraße entfernt entsorgt.
Diesem Vorgehen wurde bei einem Besuch des Kaymakams Einhalt geboten.
Das Müllproblem war durch die Lagerung auf den Feldern, oder den Müll, dort in die vorhandenen Bäche zu leeren nicht gelöst. Auch die Plastiksäcke gefüllt mit Müll in die Calle der Gartenumgrenzungen zu stopfen und zu gegebener Zeit anzuzünden halten wir für keine gelungene Lösung.
Die Bestrebungen des Bürgermeisters Mülltonnen anzuschaffen scheiterte zunächst daran, dass man die Kosten der Entsorgung nicht in Kauf nehmen wollte. Das Müllproblem besteht nach wie vor.

Punkt 3: Der Friedhof mitten im Dorf

Nach dem Großbrand wurden vom Staat?) Kaymakamlik Mittel zur Verfügung gestellt um die im Dorf befindliche Türbe neu zu gestalten.
Das Problem, die Säuberung und Pflege des angrenzenden Friedhofes besteht jedoch nach wie vor. Bislang wurde einfach mit chemischen Keulen gearbeitet.
Mit Unkrautvertilgungsmittel zu spritzen ließ sich finanziell gerade noch bewerkstelligen.
Es ist hinlänglich bekannt, dass derartige Spritzmittel im höchsten Maße giftig sind, sowohl bei den damit arbeitenden Menschen Nervenschäden hervorrufen. Vom Gift das ins Grundwasser eindringt ganz abgesehen.
Die Mittel um den Friedhof händisch zu säubern und neu zu gestalten sind nicht vorhanden. Ein Miteinander ließe dieses Problem schnell beheben.

Um diesen Problemen beikommen zu können ist zuallererst einmal eine wohlwollende Dorfgemeinschaft von Nöten.
Wir sehen es als notwendig an, dass die Menschen hier im Dorf wieder miteinander reden.
Da wir letztlich doch „Ausländer“ in die alten Verflechtungen nicht verwickelt, haben wir die Möglichkeit neutral, keiner Gruppe angehörend, alle Dorfbewohner zu davon unabhängigen Aktivitäten einzuladen.
Aus vorrangig diesen Gründen ist es uns ein Anliegen im Dorf ein Kommunikations-zentrum für die Menschen hier zu schaffen.
Die oben angeführten Probleme sind nicht mit Verordnungen und Strafen zu lösen, sie setzen ein Miteinander, gemeinsame Freuden der Menschen, die Freude etwas miteinander gestalten zu können voraus.
Dies sind unserer Meinung nach die Voraussetzungen für lebendige Dorfentwicklung.
All dies waren die Gründe das „alte Muhtarlik“, welches bislang im Dorf kein schöner Anblick war, von niemand genutzt wurde, anzumieten und den Dorfbewohnern zugänglich zu machen.

Einen Platz für die Gemeinschaft zu schaffen und mit kulturellen Aktivitäten wie Ausstellungen, Diskussionen Informationsabende, sowie Veranstaltungen das Dorfgeschehen zu beleben.

Den offenen Einwand von einer Gruppe der Dorfbewohner ausgehend, sehen wir gegenüber Stimmungsmachereien, Äußerungen hinter vorgehaltener Hand, die bislang jede Aktivität abgewürgt hat als einen Fortschritt im Dorfgeschehen an.

Die Menschen reden zumindest mit Hilfe der staatlichen Organe offen miteinander. Vorstellungen werden klar geäußert.

Wir sind mit dem ersten Schritt, den wir mit unserer Kulturarbeit bewirken konnten sehr zu frieden, sehen wir uns am richtigen Weg und bedanken uns bei den Dorfbewohner für ihre aktive Anteilnahme.

Wir wünschen uns, die Arbeit, den Dialog, fortsetzen zu können, was letztlich allen hier im Dorf lebenden Menschen zugute kommen soll.

In Erwartung einer Entscheidung der Dorfbewohner verbleiben wir mit vorzüglicher Hochachtung
Brigitta Edler und Johanna Picker


Selcuk Kaymakamligina,

1968’den beri ailemiz Sultaniye köyünde oturuyor. Burada sürekli kalmamızın nedeni köydeki insanların biz gösterdikleri saygı ve sıcaklıktır.

Farklı bir kültürle tanışma olanağı bizim için çok önemli. İnsanların düşüncelerine, davranışlarına ve hayatların saygı duyuyoruz. Burada bir turist gibi yaşamak istemediğimiz için köy hayatına faal olarak katılmak istiyoruz.

Çalışmalarımız ve yurtdışıyla olan bağlarımız burada yaşayan insanlara yararlı olsun istiyoruz.
Sultaniye’de kimisi sürekli oturuyor, kimisi hafta sonları ve harman zamanında buraya geliyor.

Farklar insanların ihtiyaçlarından, sorumluluklarından ve olanaklarından belli oluyor. İnsanların Sultaniye’yi terk etmesi, ölümler köy birliğinin bozulmasına neden oluyor.

Yıllardır süren tartışmalar çözülmez hale gelmiştir, insanların birbirleriyle olan ilişkileri gün geçtikçe sertleşiyor. Bu gelişmenin biçimi köyde birliğin olanaksızlığını gösteriyor.

Avrupa’dan da tanıdığımız bu gelişmenin nerelere götürdüğünü biliyoruz. Son yıllarda bunlara çok yönden karşı çıkılıyor, köy birliğinin ve toplumunun kaynaşmasına yeniden önem veriliyor. Canlı birlikteliğin taşıdığı hayat niteliği yeniden öne çıkıyor

Burada sürekli yaşayan bizler için öncelikler belirginleşmiştir. Bizim için önemli olan görüşleri ortaya çıkarmak ve eski köy ne için kiralamak istediğimizi anlatmak istiyoruz.

1 – Sultaniye’nin Su Kaynağı
Sultaniye’de oturduğumuz sürece köyün suyu, çeşmesi köylülerin bir merkeziydi. Çiftçiler hayvanlarını sularlar ve insanlar evlerinde akarsu olduğu halde içme sularını çeşmeden alırlar.
Çeşmemizin suyunun kalitesi yörede bilindiği için çevre köylerden gelip su alırlar. Köylüler bu su ile bahçelerini de sularlar.
Öte yandan bu kaynağa karşı olan sorumsuzluk bize çok zamandır üzüntü vermektedir. Ne kaynağın çevresine önem veriliyor ne de çeşmemiz temiz tutuluyor. Kaynağın yanında bulunan kayayı kırmanın ne gibi sonuçlar doğuracağı düşünülmüyor. Ancak çok az insan bu kaynağa önem veriyor.

2 – Çöp Sorunu
Çöplük olarak köy tabelasının arkasındaki bayır kullanılıyor yıllardan beri. Buraya atılmayan çöpler de anayolun yanındaki küçük çamlığa dökülüyor. Bu, önceki Kaymakam tarafından durduruldu. Ama çöpleri tarlalara ya da derelere dökmekle de bu sorunu çözmüş olmuyoruz. Çöpleri naylon torbalara doldurup bahçe kenarlarına, çitlerin arkasına koymak ve uygun bir zamanda çöpleri yakmak ta bu sorunu ortadan kaldırmıyor. Bunun uygun bir çözüm olduğunu sanmıyoruz.
Ayrıca, her ay para ödemek istenmediği için de çöp sorunu sorun olmaya devam ediyor.

3 – Köy Ortasındaki Mezarlık
Büyük yangından sonra Kaymakamlık Türbeyi yenilemek için destek verdi. Türbe yanındaki mezarlığın temizlenmesi için henüz bir çözüm bulunamadı. İki yıl öncesine kadar zehirli ilaçlarla temizlik yapıldı. Bu yöntem ile ortaya çıkan ödemelerle baş edilemiyor. Kullanılan zehirlerin çok zararlı olduğu, kullanan insanda sinirsel bozukluklara yol açtığı, yeraltı sularını bozduğu biliniyor. Mezarlığı insan eliyle temizlemek, buna yeni bir biçim vermek için olanak ve alet eksikliği var. Birlikte çözüm arayarak bu sorunun ortadan kalkacağına inanıyoruz.

Bu sorunları çözebilmek için, her şeyden önce köylülerin bir araya gelmesi ve bu birlikteliğin sürmesi gereklidir. İnsanların yeniden kaynaşması ve sorunları görüşerek çözmeleri gereklidir.

Bizim yabancı olmamız, şu ya da bu guruplaşmaya dahil olmamamız bize bütün köylüleri her türlü faaliyete davet etme olanağı veriyor. Ve biz bunu gerçekleştirmek istiyoruz.
Bu nedenle, köyde insanların buluşup konuşabilecekleri bir yer olması isteğimizdir. Yukarıdaki sorunlar, kural dayatarak ya da ceza vererek çözülebilecek sorular değildir. Çözüm için insanların isteği ve iyi niyeti gereklidir. Birlikte yaşanan güzel şeyler, yeni bir birliktelik düşüncesi oluşturuyor.

Bize göre bunlar yeni ve canlı bir köy birliği için gerekli olan koşullardır.
Eski köy muhtarlığını kiralamak istememizin nedeni budur. Şimdiye kadar hiç kimsenin kullanmadığı, göze hoş görünmeyen, eski muhtarlığı bütün köylülere açık yeni bir yer ve olanak olarak sunmak isteğimizdir.
Birlikteliğe bir yer yaratmak, kültürel faaliyetler, sergiler, tartışmalar, bilgilendirme toplantıları düzenleyip köyümüzü canlandırmak bizim ta başından beri isteğimizdir.

Eski muhtarlığı kiralayıp insanlar açtığımız zaman, onlar ilk kez kendi isteklerini belirttiler. İstekler böylece açık seçik ortaya çıktı ve konuşuldu. Bu bizim için başarıdır ve bu ilk adımdan çok memnunuz.

Bu da bizim doğru yolda olduğumuzu gösteriyor ve faal katılımları nedeniyle köylülerimize teşekkür etmek istiyoruz.

Köylülerimizin birlikte karar vermelerini bekliyoruz.

Saygılarımızla Brigitta Edler, Johanna Picker

Am Sonntag um 17.00 Uhr wird Tee ausgeschenkt






13. 8.2009
Am ersten Sonntag im September 17.00 soll Tee ausgeschenkt werden. Der Aushang was im Dorf angeboten wird hängt am Eingang . Er wird von allen gelesen, sogar die Leute aus Camlik wissen Bescheid. Die Stimmung ist gut.
Einen alten Teekessel, mit Holzkohle beheizt haben wir in Aussicht. Die Teekochstelle sollte draußen sein, für Jedermann zugänglich. Die Dorffrauen haben Ideen, was man machen kann uns freuen sich.
Eine Freundin aus Österreich kommt und richtet für die Dorfleute ein Fest aus. Es nehmen bis auf eine Familie alle am Fest teil.
Ein gelungener Abend mit gutem Essen Musik Tanz dem Gefühl der Verbundenheit, wie wir es in vergangenen Zeit öfter erlebt haben.
Die Antwort vom Kaymakamlik auf die Beschwerde war, die alte Bürgermeisterei neu auszuschreiben und neu zu versteigern. Das hat mich veranlasst, eine Stellungnahme an die Behörden zu schreiben.
Es war mir klar, was ein derartiger Schritt bewirkt, es war mir wichtig die Dinge auf den Punkt zu bringen, die Widersprüche aufzuzeigen und trotz aller Bedenken meiner Freunde, fühlte ich mich aufgefordert weiter nach kreativen Lösungen zu suchen. Dieses Vorhaben kann nur mit den Dorfbewohnern gemeinsam gelingen und dazu muss erst das nötige Bewusstsein geschaffen werden.

Scheich Beddreddin und Sultan Dede mögen uns beistehen, in ihrem Sinne… "HEP BERABER".

Allerseits wird Hilfe angeboten




Erster Besuch von Achmet und Makbule. Sie haben ihre Hilfe angeboten, freuen sich über die Idee,
Johanna, Ali und ich „renovieren“ das kleine Gebäude.
Allerseits wird Hilfe angeboten, die nehmen wir gerne an wenn es schwieriger wird .Die Stimmung ist gut, alles freut sich es rührt sich was im Dorf.
Stoffe, Schnüre, Nägel und Haken und ein Gästebuch besorgt Die Fenster frisch verkittet, alles soweit ,ich hänge Bilder von Renate Moran und Kurt Kopta. Es wird gesammelt was es im Dorf alles an Erzeugnissen zu verkaufen gibt, es wird zum Sonntagstee eingeladen.
Die erste Woche ist vergangen. Besucher die von der Aktivität gehört haben kommen, die ersten Eintragungen ins Gästebuch.

Die Riege gegen den Bürgermeister schreibt eine Beschwerde an das Kaymakamlik, die sog. Bezirkshauptmannschaft. Es geht um Straßensanierung, die Dorfbeleuchtung und die Vermietung der alten Bürgermeisterei.
Der alte Konflikt von 2 Gruppierungen im Dorf flackert wieder auf. Nichts wird offen ausgesprochen, 11 Familien sind in dieser Konstellation nicht in der Lage sich miteinander zu verständigen. Und das seit Jahren. Mir ist es schon lange ein Anliegen, sich den alten Konflikt einmal genauer anzusehen und schön langsam die Knoten zu lösen.

... ich miete die Bürgermeisterei






Sultaniye 7. Juli 2009 erster Abschnitt
Ich setze mich Anfang Juli 09 mit dem Bürgermeister und deren Berater in Verbindung. Möchte die alte Bürgermeisterei zu einem annehmbaren Preis anmieten um hier einen Treffpunkt für alle Dorfbewohner zu schaffen, eine kleine Galerie einzurichten, ein Cay Evi, eine Verkaufsstelle für Dorfprodukte, kurz alles was sich mit den Menschen daraus entwickeln kann. Ich bestehe nur auf die Kunstgalerie.
Das Gebäude wird öffentlich ausgeschrieben:

Sultaniye 29.6.2009 – Eski Köy muhtarligiginin 5 yillik kiraya verilmesine ihaleye girmek isteyenlerin Temmuzun 14.7.2009 Aksam saat 20.00 de katilablilir. Köy muhtari

Am 16.7.09 erhalte ich die Zusage, am 17.7. den Schlüssel.
Um den 25. Juli herum beginne ich mit den Sanierungsarbeiten. Das Gebäude ist in äußerst schlechten, verwahrlosten Zustand.

Meine Gedanken, Empfindungen: Noch Zeit zum Überlegen wie ich es angehen möchte, ob ich es angehen möchte, denn so um jeden Preis wieder gegen den Strom schwimmen freut mich nicht sehr.
Nach so langer Zeit allein sein, alleine arbeiten, stellt sich mir gleich die Frage ob die Menschen die Anliegen die mir am Herzen liegen so teilen wollen. Bin ängstlich und neugierig zugleich.

Die alte Bürgermeisterei - Eski muhtarlik




Die alte Bürgermeisterei in Sultaniye, (einem kleinen Yörükdorf in der Nähe von Selcuk und Kusadasi), steht seit 3 Jahren leer. Nicht genutzter Raum im Zentrum des Dorfes. In einem Zentrum in dem „nichts möglich ist, nichts geschehen darf,“ weil dass seit wir die Menschen hier kennen, die Ideologie der Dorfbewohner ist.
„Hier können die Leute nicht miteinander, halten nicht zusammen, hier ist Jeder gegen Jeden, sagen die Dorfbewohner. ????“ –

Ich/Wir „die Ausländer, Touristen, Yabancilar, oder manchmal schon Bizimkiler,(die zu uns gehören) nehme Sultaniye als einen Ort wahr, an dem Vergangenes stark vorherrscht und bestimmend ist. Menschen die hier leben, die hier her kommen, werden, sind stark von den Lebensbedingungen beeinflusst, geprägt. Ein Dorf in dem alles möglich ist.
Nur mein Empfinden??? Eine Frage ???

Mit meinem Projekt – TOPRAK SANAT möchte ich in der alten Bürgermeisterei beginnen.
Einen Ort der Begegnung für alle schaffen –Dokumentieren – festhalten von Dorfgeschehen mit dem Ziel und Wunsch:
In Freiheit lebend, den inneren Gesetzen gehorchend, hören müssen, um den Weg fortsetzen zu können, um den Zugang, die Geborgenheit nicht zu verlieren.
Die Auswirkungen des Handeln der Menschen beobachtend.
Schöpferisch zu sein, etwas zum besseren Miteinander beizutragen. Sein und Absicht im Widerspruch.
Vielleicht langfristig auch einen Gegenbeweis zu oben Gesagtem erbringen.
Ein Versuch.
Mit meinem Auftrag als Mensch und Künstlerin: „der sich ausbreitenden Kälte und Zerstörung unter den Menschen entgegenzuwirken“ im Einklang.