Samstag, 16. Januar 2010

Weitere Korrespondenz mit den Behörden






Sehr geehrter Herr Kaymakam,

Bezugnehmend auf unsere Stellungnahme, möchten wir Ihnen einen kurzen Bericht über den weiteren Verlauf geben.
Wie beschrieben, haben wir das Gebäude hergerichtet, die ersten Veranstaltungen und Aktionen fanden statt. Die kleine Dorfgalerie war in Betrieb und hat sich auch schon der ersten Besucher mit gutem Echo erfreut.

Da der Mietvertrag nach Prostest von einer Personengruppe aus dem Dorf von Ihrer Stelle aufgelöst wurde, fand die neuerliche Versteigerung am 16.9.2009 statt.
Da um Berichterstattung Ihrerseits ersucht wurde, haben wir ein Sitzungsprotokoll verfasst, welches wir Ihnen als Beilage zukommen lassen.

Von den etwa 30 Menschen, die im Dorf doch leben, sind viele von diesem Ergebnis betroffen.
Vor allem die im Dorf lebenden Frauen, haben sich über gemeinsame Aktivitäten gefreut.

Viele sind den wortgewaltigen Männern hier im Dorf nicht gewachsen. Da es bei Treffen und Versammlungen immer zu derartigen Ausschreitungen kommt, nehmen sie auch aktiv am Dorfleben nicht mehr teil.

Was die Menschen wirklich denken, das kann man dann von jedem in seinem Haus erfahren, wo er in Ruhe reden kann.

Für mich war diese Versammlung ein Grund mehr, weiter an der Entwicklung einer Dorfgemeinschaft zu arbeiten. Die Menschen sind hier alleine, ohne Hilfe nicht mehr in der Lage, aus den alten Konfliktmustern auszusteigen. Normale Umgangs und Kommunikationsformen sollten wieder gelernt werden damit jeder gehört und verstanden wird.

Diese gezielte Aktion DEPOT sollte kein weiteres Beispiel und keine neuerliche Bestätigung dafür sein, dass es in Sultaniye keine Gemeinsamkeit gibt.
Diesen Satz kann man von jedem Dorfbewohner hören. Wir – sollen dies endlich einsehen.

Offen gesagt das fällt uns schwer. Wir werden einen weiteren Versuch unternehmen.

Mit dem Projekt DEPOT – eine kleine Dorfgalerie sind wir im Moment obdachlos,
werden jedoch überlegen wie wir weiterarbeiten können.

Die Bestrebungen des Bürgermeisters als Gegenzug das alte Muhtarlik zu schleifen, möchten wir nicht unterstützen, da es eine weitere Provokation von einer Seite sein soll, die nichts zum Frieden im Dorf beiträgt.

Über Hilfe und Unterstützung von Ihrer Seite wären wir sehr dankbar,
mit der Bitte um Kenntnisnahme verbleiben wir,
Brigitta Edler Johanna Picker

PS: Wir haben mit der Münchner Reiseagentur Studiosus ein Übereinkommen getroffen, dass ab April 2010 Reisegruppen nach Sultaniye geschickt werden. Man ist an Dorfentwicklungsprojekten interessiert.
Ich möchte meiner Betroffenheit von all dem was in meiner näheren Umgebung, geschieht Ausdruck verleihen, wenn möglich in künstlerischer oder aktionistischer Form.
Meinem Anspruch „Der zunehmenden Kälte entgegenzuwirken, mit Liebe zu antworten, fällt mir oft gar nicht so leicht.
Ich ertappe mich manchmal, bei derartigen Vorkommnissen überhaupt nicht liebend zu empfinden, fühle mich wie betäubt, verstehe die Sprache nicht mehr, und so klamm heimlich im Hinterkopf macht sich meine Empörung breit.
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Die Feiertage kommen, der dörfliche Friede kehrt unter den Menschen wieder ein, man hat uns gesagt und wiederum gezeigt, dass in Sultaniye nichts möglich ist. Die Leute sind bestätig und beruhigt. Lösungen nach dem alten Muster werden fortgesetzt. Die Feinde sind schnell festgestellt.
Wie schade es doch ist, dass sich alles so entwickelt hat, es war so schön, man hat sich schon auf die Arbeit gefreut, sagen mir die Frauen im Dorf. Ich hätte einfach mehr Geld bieten sollen…… wirklich??


25.9. 2009 Die Geschehnisse durchgekaut, langes Überlegen wie man den Übergang schaffen kann, komme ich zu dem Entschluss die Bilder in den Privathäusern aufzuhängen. Großteils haben sich die Dorfbewohner dazu bereit erklärt. Ein weiterer Schritt wäre eine Dorfpartnerschaft mit Österreich aufzubauen. Ja so in diese Richtung wird es wohl weitergehen. Ich brauche noch etwas Zeit um alles gut zu verarbeiten, als Ziel setze ich mir den Frühling diese Arbeit fortzusetzen.

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